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ca 24.000 Rentner im Bezirk Rhein-Main haben Minijob – steigende Altersarmut befürchtet

©Foto: IG BAU
18.11.2015
Presse Archiv
Gartenarbeit für eine bessere Rente: Wer im Rentenalter noch einen Minijob hat, der macht das nicht immer ganz freiwillig. Viele Senioren müssen sich etwas hinzuverdienen, um überhaupt über die Runden zu kommen, sagt die IG Bauen-Agrar-Umwelt. Die Gewerkschaft warnt vor einer Zunahme der Altersarmut.
IG BAU: Tariflöhne und betriebliche Vorsorge sichern Auskommen im Alter
ca. 24.000 Rentner im Bezirk Rhein-Main haben einen
Minijob – steigende Altersarmut befürchtet

Wenn die Rente nicht reicht: Immer mehr Rentner in Frankfurt, Offenbach, Kreis Offenbach, Darmstadt, Kreis Darmstadt-Dieburg, Odenwaldkreis, Kreis Bergstraße, Kreis Groß-Gerau usw. sind auf ein Nebeneinkommen angewiesen. Rund 7.800 Menschen über 65 Jahre haben derzeit einen Minijob – das sind mehr als doppelt so viel wie noch vor zwölf Jahren. Das teilt die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) mit und beruft sich dabei auf neueste Zahlen der Arbeitsagentur. Die Gewerkschaft warnt vor einer Zunahme der Altersarmut.

„Ein Minijob ist für viele ältere Frankfurter die einzige Möglichkeit, um am Monatsende über die Runden zu kommen. Das darf aber nicht zum Normalfall werden“, sagt Günther Schmidt von der IG BAU Rhein-Main. Die Politik müsse dringend gegensteuern und für eine Rente sorgen, die zum Leben reiche. „Wie das gehen kann, zeigen Erfahrungen aus den Betrieben – vom Tariflohn bis zur betrieblichen Altersvorsorge“, so Schmidt.

Für den IG BAU-Bezirksvorsitzenden ist es zudem „höchste Zeit, die Kürzungen bei der gesetzlichen Rente rückgängig zu machen.“ Man könne nicht hinnehmen, dass über 70-Jährige Treppenhäuser putzen oder sich als Gärtner etwas hinzuverdienen müssten, obwohl sie Jahrzehnte gearbeitet hätten, kritisiert der Gewerkschafter: „Wer 3.000 Euro im Monat verdient, muss schon heute 26 Jahre lang in die Rentenkasse einzahlen, um später eine Rente an der Armutsgrenze zu bekommen – nämlich gerade einmal 760 Euro im Monat.“

Dabei gebe es längst bewährte Modelle. „In der Bauwirtschaft finanzieren Arbeitgeber und Beschäftigte seit Jahrzehnten eine betriebliche Zusatzrente. Auch wer durch Krankheit früher mit dem Beruf aufhören muss, ist dadurch abgesichert“, erklärt Schmidt. Die Rente auf dem Bau sei ein Muster-Beispiel für die ganze Wirtschaft, so der IG BAU-Bezirksvorsitzende. Denn die Zusatzrente gelte überall – im Großunternehmen genauso wie im Drei-Mann-Betrieb. Dafür habe die Gewerkschaft durch allgemeinverbindliche Tarifverträge gesorgt.

„Damit die Arbeitsplätze wirklich demografiesicher werden, brauchen wir mehr Bezahlung nach Tarif“, ist Schmidt überzeugt. Der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde reiche für eine spätere Rente, von der man leben könne, nicht aus. Die IG BAU habe schon jetzt am Tarif-Tisch wesentlich höhere Branchenmindestlöhne vereinbart: unter anderem im Baugewerbe, im Dachdecker-, Gerüstbauer-, Maler- und Lackierer-Handwerk.